Zur 31. Wallfahrt von Gräfendorf zum Kreuzberg in der Rhön trafen sich an zwei Tagen 76 Wallfahrerinnen und Wallfahrer auf dem 48 Kilometer langen Weg, um zu Beten, zu Meditieren, zu Wandern, Freunde zu treffen oder neue Bekanntschaften zu machen. Die kommerziellen Vorgaben des Klosters und die klösterlichen Vorschriften gaben allerdings Anlass zu Kritik bei den Besuchern.
Seit 30 Jahren wallen Gläubige immer am Tag nach Fronleichnam von Gräfendorf durch das Schondratal nach Schondra. Dort übernachten sie in Privatquartieren und marschieren am nächsten Tag weiter über das Würzburger Haus und den Guckaspass zum Kreuzberggipfel und zum darunterliegenden Kloster. „Dieses Treffen ist für mich ein ganz persönlicher gesellschaftlicher Höhepunkt im Jahreslauf durch die lebendige Gemeinschaft und das herzliche Entgegenkommen jedes einzelnen Wallfahrers und jeder Wallfahrerin.“ sagte eine Pilgerin schon zur Begrüßung vor der Schutzengelkirche in Gräfendorf.
Begleitet von Fahrzeugen der Firmen Bindrum (Hammelburg), Brönner (Wolfsmünster) und Brückner (Gemünden), für die notwendige Ausrüstung an den Rastplätzen, zogen am Freitag 48 Personen aus der Kirche ins Schondratal aus. Befreit von allen Zwängen der Corona-Vorschriften, dem Abstandspflichten und den Ängsten sich irgendwie irgendwo anzustecken bildeten sie eine harmonische Gemeinschaft. In Schondra wurde die Pilgergruppe von Pfarrer Armin Haas herzlich begrüßt. Quartiermeisterin Heidi Wiegand aus Einraffshof hatte nach den Pandemiejahren schon ihre Mühe ausreichend Quartiere für die Pilger bei Privatfamilien zu finden. In manchen Gastgebern steckte noch die Angst vor zu viel Nähe, andere Gastgeber waren schon älter und wollte keine Fremden mehr in ihrem Haus aufnehmen und manche Familien waren in Urlaub weggefahren. „Das Verhalten der Menschen während und nach der Corona-Pandemie hat sich drastisch gewandelt.“ resümierte Heidi Wiegand über die Bereitschaft von Privatpersonen zur Aufnahme von Gästen. Mit weiteren Zugängen an Wallleuten am nächsten Morgen vergrößerte sich die Gruppe auf über 75 Personen. Unter dem Motto „Es müssen nicht Männer mit Flügeln sein - die Engel“ kamen Texte, Geschichten, Lieder mit Gitarre oder von der CD den Wallfahrern über Lautsprecher zu Gehör.
Am Gipfel angelangt gab es erstmals nach 30 Jahren einen gemeinsamen und vorher besprochenen Einzug mit den Pilgern aus Ebern. „Die Eberner hatten eine Musikgruppe ohne Tuba. Da habe ich meine Tuba mitgebracht und bei ihnen mitgespielt. So haben wir uns ergänzt und einen gemeinsamen Einzug organisiert.“ freute sich Wallfahrtsführer Wolfgang Schelbert über die neueste Entwicklung des Pilgerlebens, erstmals seit 30 Jahren. Die Gräfendorfer Wallfahrer übernachteten im Kloster.
Die Wallfahrerinnen und Wallfahrer aus Ebern fuhren nach dem Dankgottesdienst am Abend wieder mit dem Bus nach Hause. Das lag an den geänderten Übernachtungsvorgaben der Geschäftsleitung des Kreuzberges. Gebuchte Zimmer müssen bei Nichtbelegung von der Wallfahrtsgemeinschaft bezahlt werden. Wird ein Wallfahrer während der Wallfahrt krank, muss er zu seinem Unglück auch noch das Zimmer bezahlen. Das war früher anders, da konnte das Zimmer kostenfrei zurückgegeben werden. Für eine Familie aus Gräfendorf war das bitter. Beide Wallleute bekamen unterwegs eine Pollen-Allergie und mussten die Wallfahrt abbrechen. Von ihren Übernachtungskosten mussten sie dennoch 68 Euro bezahlen. Die Geschäftsführung beruft sich dabei auf das übliche Geschäftsgebaren im Hotelfachbereich. Auch die Zeiteinteilung am Kreuzberg ist eine Gängelung für die Gäste. Da zu wenig Personal für die Bewirtung der 48 angemeldeten Übernachtungsgäste der Wallfahrt im großen Antoniusbau zur Verfügung stand, wurden die Gäste gebeten um 20 Uhr den Antoniussaal zu verlassen und den Abend auf den Zimmern oder im Elisäus-Gebäude oberhalb des Klosters zu verbringen. Doch auch dort mussten sie um 22 Uhr den Gastraum und die Terrasse verlassen und ihre Zimmer aufsuchen. Ein Gemeinschaftsabend nach der Wallfahrt war so nicht möglich. Gängelungen in einem Hotelbetrieb, der nicht in der Lage ist einen Gemeinschaftsraum für den Abend zur Verfügung zu stellen, aber gehobene Preise eines Hotels verlangt, schrecken von einer künftigen Übernachtung am Kreuzberg einfach ab.
Folgende Wallfahrer wurden für ihre wiederkehrende Teilnahme an der Wallfahrt geehrt:
30 Mal dabei: Pfarrer Peter Rüb (Poppenlauer), Claudia Wehner (Karlburg), Wolfgang Schelbert
20 Mal dabei: Petra Brönner-Illek (Wolfsmünster), Wolfgang Pfeifer (Sachsenheim), Heidi Wiegand (Schondra-Einraffshof), Horst Zukunft
10 Mal dabei: Gerhard Greifensteiner (Schönderling), Christoph Häcker (Laudenbach), Dieter Härth (Leinach), Klaus Lankes (Eußenheim-Münster).
Wolfgang Schelbert